Kurze Geschichte des Lehrstuhls für deutsche Sprache und Literatur Klausenburg

 

 

Die Geschichte der Germanistik in Klausenburg beginnt mit der Gründung der Franz-Joseph-Universität im Jahre 1872. Der damals 26-jährige junge Wissenschaftler, Hugo von Meltzl, erhielt eine Berufung auf den Germanistiklehrstuhl, dessen Inhaber er bis zu seinem frühen Tod (1908) war.

 

Im  Jahre 1919 wurde in Klausenburg erstmals eine rumänische Universität gegründet. Sie umfasste vier Fakultäten: Naturwissenschaften, Philologie, Jura und Medizin. Innerhalb der Fakultät für Philologie war ein Lehrstuhl für Germanistik vorgesehen, auf den der aus Bistritz stammende Sprachwissenschaftler Gustav Kisch (1869-1938) berufen wurde. Gemäß der Auffassung Sextil Puşcarius (1877-1948), des ersten Rektors der neuen Universität, sollte der Inhaber dieses Lehrstuhls ein Vermittler zwischen Rumänen und Siebenbürger Sachsen auf kulturellem Gebiet sein und in seinen Vorlesungen den von den Deutschen in Rumänien gesprochenen Mundarten, sowie deren Literatur eine besondere Aufmerksamkeit widmen.

 

In den schwierigen Jahren des Zweiten Weltkriegs funktionierte der Deutsche Lehrstuhl an der Klausenburger Universität weiter. Zu dieser Zeit bekleidete das Amt des Professors Karl Kurt Klein, der am Ende des Krieges das Land verließ. Die internationalen Zustände verhinderten seine Rückkehr, nur seine Bücher kamen – nach seinem Ableben, im Jahr 2006 – wieder nach Klausenburg. Dieser Buchbestand wird als Spezialsammlung in der Bibliothek der Philologie (Horeastraße 31, III. Stock) aufbewahrt.

 

1948 wurde der Lehrstuhl für Germanistik abgeschafft. Im Jahr 1956 wurde ein Lehrstuhl für Germanische Philologie eingerichtet, doch blieb das Studium von Deutsch ebenso wie das der anderen westeuropäischen Sprachen weiterhin nur ein Stiefkind der von der Kommunistischen Partei betriebenen Bildungspolitik. Allerdings erreichten die Klausenburger Germanisten (Edmund Pollak, Zsuzsa Széll, Georg Scherg, Harald Krasser, Peter Motzan, Michael Markel, Petru Forna) trotz aller Schwierigkeiten in dieser Periode einen internationalen Ruf. Nach der Wende wurde 1990 ein eigenständiger Lehrstuhl für Deutsche Sprache und Literatur ins Leben gerufen, der sich der Ausbildung von Deutschlehrern widmet, sowie Forschungen über die deutsche Sprache der Gegenwart, die deutsche Literaturgeschichte, deutsche und österreichische Kultur und Landeskunde, DaF Didaktik und Methodik betreibt. In ihrer Arbeit werden die Mitglieder dieses Lehrstuhls tatkräftig durch die an der Babeş-Bolyai-Universität unterrichtenden Lektoren aus Deutschland und Österreich unterstützt.

 

Im Jahr 2004 wurde an der Philologischen Fakultät ein Stiftungslehrstuhl der Bundesrepublik Deutschland für das Fachgebiet Deutsche Literatur im Südöstlichen Mitteleuropa eingerichtet, um in Forschung und Lehre die deutschsprachige Literatur im südöstlichen Mitteleuropa und ihre Zusammenhänge und Verflechtungen mit den übrigen Literaturen und Kulturen dieses Teiles Europas darzustellen. Dieser Stiftungslehrstuhl wurde in seiner Arbeit vom Institut für Deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas München unterstützt.