CALL FOR PAPERS



Call für eine Tagung und die Klausenburger Beiträge zur Germanistik, Band 13/2024

PASSAGEN ZUR ANALYSE VON ÜBERGÄNGEN IN LINGUISTIK, LITERATUR UND DIDAKTIK

 

Passagen im Sinne von symbolisch repräsentierten und codierten Übergängen prägen das menschliche Leben auf fundamentale Weise, am deutlichsten, wenn sie als so bedeutend erachtet werden, dass sie rituell hervorgehoben, besprochen und eingehegt werden. Im Umgang mit Übergängen, sei er offiziell kultureller oder inoffiziell individueller Natur, kommt die ihnen inhärente Ambivalenz zum Ausdruck: Passagen sind als zu bestimmende Phasen der Unbestimmtheit immer auch kulturstabilisierend zu codierende Bedrohungen von Kultur – Prozesse, die, weil rational nur schwer zu fassen, Akte der Beschwörung und symbolische Inszenierungen – rites de passage – geradezu provozieren. Die präzise Analyse von Übergängen, soweit sie diskursiv oder auch in anderer Weise symbolisch zugänglich sind, kann dabei auch als Arbeit der Entzauberung wenn nicht der Übergänge selbst, so doch des diskursiv-symbolischen Umgangs mit ihnen verstanden werden. Die kritische Frage, warum bestimmte Passagen auf bestimmte Weise inszeniert werden, betrifft dabei nicht nur stark ideologisch besetzte Inszenierungen sozialer, politischer oder religiöser Art, sondern vor allem auch weniger eindeutige, dafür aber individual- und kulturpsychologisch fundamentalere und sensiblere Phänomene – z.B. die uns alle prägende Übergangsphase der Pubertät und ihre vielfältigen Darstellungen in literarischen Texten, in denen Mystifikation und analytische Durchdringung selbst oft kaum zu unterscheiden sind. Der Vielfalt kultureller und individueller Übergangsphänomene und ihren symbolischen Inszenierungen entsprechen sämtliche Bereiche und Zugangsweisen einer sich kulturwissenschaftlich verstehenden Germanistik. Thematisiert werden können: Inszenierungen individualgeschichtlicher Übergangssituationen wie Geburt, Ödipuskomplex, Pubertät, Ablösung, Paarung oder Tod; Darstellungen räumlicher Grenzüberschreitungen, etwa zwischen Kultur und Natur, Stadt und Land, Land und Meer oder zwischen Ländern bei Reisen, Exilierung oder Migration; Schilderungen sozialer Übergänge zwischen Klassen, Schichten, Milieus und Kulturen, aber auch zwischen Identitäten und Geschlechtern; innere Zustände betreffende Transgressionen wie jene zwischen Bewusstem und Unbewusstem, Wachen und Traum, Nüchternheit und Rausch oder in Verwandlungserfahrungen wie Initiation, Metanoia oder Regression; intraund intertextuelle Übergänge wie der Wechsel von Gattungen und Stilen, Metalepsen, Text-Bild-Relationen, Parodie, Crosswriting, Dialekte und Übersetzungen; pädagogische Übergangsphänomene wie Reifungsprozesse, didaktische Progression, Erst- und Zweitsprache, die fließenden Grenzen von Sprachniveaus oder hybrides Lehren und Lernen. Im Vorlauf zur Herausgabe des Bandes findet am 9. Juli 2024 eine Online-Tagung zum Thema statt. Die Konferenzsprache ist Deutsch. Erwünscht sind 15-minütige Impulsreferate. Teilnahme an der Tagung und Publikation sind voneinander unabhängig.

 

Senden Sie Titel und Abstract (maximal 15 Zeilen) Ihres Beitrags bis zum 15. Mai 2024 an thomas.schneider@ubbcluj.ro. Abgabefrist für die Beiträge zum Band ist der 1. Oktober 2024.

 

Der Band erscheint 2024 in der Reihe Klausenburger Beiträge zur Germanistik (Casa Cărții de Știință, Klausenburg).

 

Die Herausgeber/innen Emilia Codarcea, Manuela Dressel, Thomas Schneider


Call für eine Tagung und für die Klausenburger Beiträge zur Germanistik, Band 12/2023


 

Gender und Gendern in Sprache und Literatur

Für eine sich im weitesten Sinne kulturwissenschaftlich verstehende Germanistik ist das Thema Gender von zentraler Bedeutung. Keine Analyse von Texten kann heute davon absehen, dass Texte nicht von abstrakten Menschen, sondern von Individuen verfasst werden, die einem Geschlecht angehören und deren literarische Praxis von den Sozialisationsbedingungen gerade auch in Bezug auf die Geschlechterproblematik geprägt ist. Spätestens die großen Untersuchungen zum Thema – Texte wie A Room of One's Own von Virginia Woolf (1929), Le Deuxième Sexe von Simone de Beauvoir (1949) oder Gender Trouble von Judith Butler (1990) – haben gezeigt, dass jede Annahme geschlechtsneutraler Perspektiven in Texten und auf Texte Gefahr läuft, mit den Produktionsbedingungen auch die Machtverhältnisse zu verdrängen, die das Verhältnis der Geschlechter bis heute prägen und von denen alle Texte – bewusst oder unbewusst – gezeichnet sind.

Die inzwischen vorliegende reichhaltige Literatur zur genderorientierten Kultur- und Literarturtheorie stellt eine substanzielle Erweiterung der deskriptiven und analytischen Perspektiven auf kulturelle Phänomene dar und zeugt von der Insistenz und Virulenz der Thematik in Alltag und Wissenschaft. Dazu gehören aktuell besonders zwei Phänomene: die akademisch und gesellschaftlich geführte Debatte um die gleichberechtigte Repräsentation der Geschlechter in der (privaten und öffentlichen) Sprache sowie das Selbstverständnis von Schreibenden, die Geschlechtergrenzen und Geschlechteridentitäten, ja die Kategorie des Geschlechts überhaupt (für sich) ablehnen und dies in ihren Texten und ihrer literarischen Praxis auch unmittelbar sprachlich zu realisieren versuchen.

Mit den Polen des – wie latent auch immer – schwelenden Geschlechterkampfes und seinem Ausdruck in Literatur und der avancierten literarischen Arbeit an einem anderen, von Macht, Zwang und Gewalt befreiten Verhältnis der Geschlechter ist ein kaum auslotbares Feld von Themen bezeichnet. Die Vielzahl möglicher Perspektiven reicht dabei von soziolinguistischen Fragen der sprachlichen Repräsentation von Geschlechtern im öffentlichen Kontext über literaturhistorische und literatursoziologische Diagnosen, literaturtheoretische Grundsatzüberlegungen und Einzelanalysen literarischer Texte bis hin zu medienlinguistischen und medienkritischen Fragestellungen in Bezug auf Gender-Darstellungen in den digitalen Kontexten; nicht zuletzt auch bis in den Bereich der schulischen und universitären Didaktik und spätestens damit in den Problembereich der interkulturellen Aushandlung, Vermittlung und Kritik von Geschlechter-Bildern.

Parallel zur Herausgabe des Bandes findet am 6. Juli 2023 eine Online-Tagung zum Thema statt. Die Konferenzsprache ist Deutsch. Erwünscht sind 15-minütige Impulsreferate. Teilnahme an der Tagung und Publikation sind voneinander unabhängig.

Senden Sie Titel und Abstract (maximal 15 Zeilen) Ihres Beitrags bis zum 1. Mai 2023 an thomas.schneider@ubbcluj.ro. Abgabefrist für die Beiträge zum Band ist der 1. Oktober 2023. Der Band erscheint 2023 in der Reihe Klausenburger Beiträge zur Germanistik (Casa Cărții de Știință, Klausenburg).

 

Die Herausgeber/innen

 

Emilia Codarcea, Manuela Dressel und Thomas Schneider



GGR-Kongress / Sektion IKGS-UBB-PE

Das neue Fremde/Eigene

Deutschsprachige literarische Felder und Akteure in Ostmittel- und Südosteuropa im postimperialen Kontext

 

Das IKGS lädt gemeinsam mit den Germanistischen Lehrstühlen der Babeș-Bolyai- sowie der Partium-Universität ein, deutschsprachige literarische Felder und Netzwerke der Zwischenkriegszeit im Ostmittel- und Südosteuropa über nationale Grenzen hinaus zu untersuchen. Im postimperialen Kontext waren Literaturen Teil des Ringens um Deutungshoheit, zugleich boten sie die Möglichkeit konfligierende Diskurse zu untersuchen und trugen zur Neudefinition der Regionen maßgebend bei. Dies wurde unter anderem anhand des Transsilvanismus in der Fachliteratur ausführlich untersucht.

Während imperiale literarische Netzwerke nach dem Ersten Weltkrieg durch Grenzziehungen neu organisiert wurden, war das neue Fremde oft Teil des alten Eigenen, sodass die Positionierung der literarischen Akteure immer wieder auch mit Umzügen in andere Länder verbunden war. Pierre Bourdieus Feld-, Habitus- und Kapitaltheorien eignen sich besonders für die Analyse der literarischen Prozesse, die in der Zwischenkriegszeit die literarischen Felder neu strukturiert haben und die ab den 1930er-Jahren oft in eine ideologische Sackgasse führten.

Es können u. a. folgende thematische Schwerpunkte behandelt werden:

-          Kontinuitäten und Brüche in literarischen Netzwerken,

-          literarische Institutionen im Wandel,

-          Positionierungsbestrebungen von Autoren im regionalen, nationalen und internationalen Kontext,

-          Sprachwechsel von Autoren und Autorinnen wie Robert Reiter oder Alma Karlin

-          Rezeptionsgeschichtliche Untersuchungen,

-          vergleichende Analyse literarischer Periodika,

-          transnational angelegte Untersuchung zu ausgewählten literarischen Topoi wie „Heimat“, Grenz- und Schwellenräume, Exil u.a.

-          Literaten als politische Akteure.

Bitte senden Sie Ihre Beitragsvorschläge (maximal 300 Wörter) mit kurzen biografischen Angaben und Ihren Kontaktdaten bis zum 30. April 2022 an sondersektion1ggr@gmail.com.

 

 

Die Tagung findet vom 2.–6. September 2022 an der Ovidius-Universität in Constanța/Konstanza im Rahmen des XII. Internationalen Kongresses der Gesellschaft der Germanisten Rumäniens statt. Eine Tagungspublikation mit ausgewählten Beiträgen ist geplant.

 

Sektionsleitung:

Dr. Enikő Dácz (IKGS München)

Dr. Réka Jakabházi (Babeș-Bolyai Universität Klausenburg/Cluj)

      Dr. Szabolcs János (Partium Universität Großwardein/Oradea)